Themenschwerpunkt: "...ein Mensch zu sein"
Sprache/n: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Latein
Stadt: München, Hildesheim, Berlin
Land: Deutschland
Themen: das ritual als medium der philosophie?, mensch werden und mensch sein, philosophie und/als seelsorge, philosophie und theater (friedrich schiller), kunst und/als präsenzerfahrung, responsorische seelsorge, seelsorge und selbstsorge, theorie und praxis, inszenierung und wahrheit: inszenierung der wahrheit - inszenierung als wahrheit?, mensch und natur
Studium der Philosophie-Künste-Medien (Bachelor und Master) in Hildesheim, Studienergänzung Kunst und Gesellschaft an der Universität Salzburg in Verbindung mit der Kunsthochschule Mozarteum, Studienassistentin am Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst Salzburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim, Dissertation in Philosophie an der Universität Hildesheim sowie in katholischer Theologie an der Radboud Universiteit Nijmegen (NL), Fellow am Titus Brandsma Institut für Spiritualität und Mystik Nijmegen;
Organisation der öffentlichen Gespräche am Domhof Hildesheim, Moderation des philosophischen Salons im Kloster Lamspringe bei Hildesheim, Kolloquien und öffentliche Vorträge an der Kueser Akademie für europäische Geistesgeschiche, Co-Organisation akademischer Tagungen und Summer Schools, u.a.: Ludus notionum. Das Spiel der Begriffe. Mit Nikolaus von Kues auf der Jagd nach dem treffenden Wort; Artikulationsformen des Denkens; Naturphilosophie nach dem Ende der Natur?; Aussprechen des Unaussprechlichen. Sprache und Kreativität bei Nicolaus Cusanus / Vocalising the Ineffable. Language and Creativity in Nicholas of Cusa.
Akademische Lehre an der Universität Hildesheim und an der Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues, Themen u.a.: Kunst als Transformationsgeschehen; Mystik, Messianismus, Politik bei Walter Benjamin, Michel de Certeau und Jacques Derrida; Vermittlung der Kunst: Einführung in die philosophische Ästhetik; Philosophische Hochschuldidaktik; Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten; Nikolaus von Kues: De visione Dei / Vom Sehen Gottes.
Vorträge / Referenzen:
Ausgehend von den Anweisungen im Vorwort zu De visione Dei lässt sich im Anschluss an die Cusanus-Lektüre von Michel de Certeau das cusanische Schreiben als ein Inszenieren verstehen, wobei bestimmte Elemente eines spezifisch cusanischen Inszenierens sich in verschiedener Deutlichkeit auch in seinen anderen Schriften aufweisen lassen. In meinem Beitrag möchte ich untersuchen, inwiefern die Texten des Kusaners einen Erfahrungsraum in Szene setzen. In der Konzentration auf Idiota de mente möchte ich einen möglichen Erfahrungsweg eines Lesers nachzeichnen. Dabei kann die Figur des Redners als Vertreter für die Position des Lesers gedeutet werden. Wie es der Redner am Ende bekennt, so soll auch der Leser am Ende seiner Lektüre feststellen, dass das denkende Nachvollziehen des gelesenen Textes für ihn zu einer Erfahrung geworden ist.
Evident ist eine Aussage, an deren Wahrheit ich nicht zweifeln kann, d.h. eine Aussage, deren Wahrheit sich so unmittelbar zeigt und die so unvermeidlich einleuchtet, dass ich nicht fähig bin, sie ernsthaft in Frage zu stellen. Das Prädikat der Evidenz betrifft den Status der Wahrheit des jeweils Ausgesagten. Wenn etwas als evident wahrgenommen wird, dann impliziert das die entsprechende Gewissheit der Wahrheit im Bewusstsein. Umgekehrt gilt aber nicht, dass ich alles, was mir gewiss ist, für evident halte. Gewissheiten einerseits und Evidenzen andererseits sind auch heute noch Ausgangs- und Zielpunkte unserer Wahrheitssuche in den Wissenschaften, wenn auch nicht mehr vor dem Hintergrund einer Cartesischen Einheitswissenschaft, sondern unter dem englischen Namen »evidence« im Rahmen empirischer Forschungswissenschaften.
Doch wie finden und wie bestimmen wir Evidenzen? Wie erzeugen wir Evidenzen und wie teilen wir sie mit? Offensichtlich wird die Evidenz einer Aussage auf verschiedenen Wegen, in verschiedenen Darstellungsformen generiert. Dabei erweist sich Evidenz, was ihre Gegenstände betrifft, als irreduzibel vielgestaltig. Unabsehbar viele Aussagen treten als Kandidaten für das Prädikat der Evidenz in Erscheinung. Evidenzen sind immer historisch, immer kontextuell, immer durch anderes Denken vermittelt.
Die Vortragsreihe des Philosophischen Kolloquiums stellt den ReferentInnen die Aufgabe, in unterschiedlichen Feldern des Denkens exemplarisch zu zeigen, dass und auf welchen Wegen und in welchen Formen Evidenz erzeugt worden ist, folglich erzeugt werden kann, und wie diese Weisen, Evidenz zu erzeugen, unser jeweiliges Welt-, Selbst- und Fremdverhältnis leiten, gestalten und modifizieren.
Nachdenken über Sprache mit Nicolaus Cusanus bewegt sich in einem Spannungsfeld: Einerseits gilt ihm nicht nur das Absolute als in seinem Wesen unaussprechlich, so dass Sprache sich stets mit den eigenen Grenzen konfrontiert sieht. Andererseits ist Sprache der Modus menschlicher Artikulation und Kommunikation – trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten müssen Menschen sprechen, wenn sie sich mit anderen Menschen verständigen wollen. Der Umgang mit dieser Problemlage ist Cusanus zufolge von Kreativität gekennzeichnet: Menschen setzen sie ein in ihrem Bemühen, sich Unaussprechlichem sprachlich anzunähern. Sprache ist für Cusanus deshalb Untersuchungsgegenstand, epistemologisches Instrument zur Annäherung an Gott, Welt und Menschen, sinnlich erfahrbare Schnittstelle menschlicher Interaktion, kurz: facettenreicher Kernbereich menschlicher Aktivität und Kreativität.
Dieser Vortrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Gerechtigkeit und Macht. Anhand des Beispiels des altindischen Herrschers Ashoka werden die Überlegungen des Philosophen Jacques Derrida in Szene gesetzt.
Nikolaus von Kues (1401-1464) evoziert in vielen seiner Texte konkrete Szenarien, die das Vorstellungsvermögen der Leser herausfordern und zum eigenen Nachvollzug der diskutierten Gedanken anregen. So endet der Dialog Idiota de mente / Der Laie über den Geist (1450) mit dem Bekenntnis einer der Figuren über die aus der (Gesprächs-)Erfahrung gewonnene Einsicht in die Natur des Geistes - und der impliziten Aufforderung an die Leser, dieses Bekenntnis selbst zu vollziehen. De visione Dei / Vom Sehen Gottes (1453) inszeniert eine kollektive Betrachtungsübung vor einer Ikone, in deren Verlauf die Teilnehmer einander über ihre jeweiligen Seh-Erfahrungen Bekenntnis ablegen. Etwas Ähnliches geschieht in den Werken der flämischen Malerei, unter anderem bei Jan van Eyck (1390-1441). Dessen Arnolfini-Porträt(1434)lässt sich beispielhaft zugleich als gemaltes Traktat und als visuelles Narrativ verstehen, das dem Betrachter einen Ort im Bild zuweist und ihn so in das dargestellte Geschehene inbezieht.
Im Hintergrund für beide, Cusanus und van Eyck, steht die Frömmigkeitsbewegung der Devotio moderna mit ihrem Ideal der imitatio Christi als konkretes individuelles Tun im täglichen Leben.
Die vielen methodischen Bemerkungen, mit denen Nikolaus von Kues (1401–1464) innerhalb seiner Schriften deren Vorgehensweise reflektiert, offenbaren seine Aufmerksamkeit für die Prozesshaftigkeit und Situationsgebundenheit des menschlichen Denkens. Cusanus begreift Erkennen als eine Praxis. In Entsprechung dazu setzen seine Texte den individuellen Mitvollzug der Adressaten voraus und regen dazu an. Die verschiedenen Aspekte der cusanischen Schreibpraxis laufen zusammen im Begriff der Inszenierung. Dieser findet sich nicht bei Cusanus selbst, er kann aber einen neuen Blick auf die Besonderheit wie den inneren Zusammenhang seines Werkes eröffnen und zudem dessen Aktualität hervortreten lassen. Anhand einer Cusanus-Lektüre unter dem Blickwinkel eines neuen Begriffs der Inszenierung erweist sich darüber hinaus dessen Potential als ein Schlüsselbegriff philosophischer Lektürepraxis.
Haben wir Menschen eine Seele und wenn ja, wie können wir sie beschreiben?
Ist die Seele unabhängig vom Körper oder sogar unsterblich?
Oder ist sie nur eine bestimmte Weise der Organisation körperlicher Prozesse?
Sollten wir vielleicht sogar ganz darauf verzichten von einer Seele zu sprechen?
Warum kann man die Wahrheit nicht einfach sagen? Ist Darstellung schon eine Form der Erkenntnis, gilt noch oder jetzt erst recht „ut pittura poiesis“ der Humanisten?
Action Teaching mit Susann Kabisch, Benjamin Leven und Bazon Brock
Mystik wird oft verbunden mit einer Augenblicklichkeit individueller Erfahrung. Aber kann dies alles sein, wird nicht der Begriff und der Anspruch von Mystik ad absurdum geführt, wenn sie minimiert wird auf Momente, die ohne Strahlkraft und ohne Folgen bleiben?
Und wenn ja, wie erhalten wir Zugang zu ihr? Die Frage passt in die heutige Zeit – und ist zugleich recht alt.
Zwischen spätem Mittelalter und früher Neuzeit sieht sich der Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues (1401-1464) angesichts der Krisen seiner Zeit, wenngleich in anderen Begriffen, mit einer ähnlichen Verunsicherung konfrontiert, wie wir sie heute erleben.
Die Spuren seiner vielseitigen Aktivitäten als hochrangiger Beamter im Dienst der Kirche (darunter eine volkssprachliche Gebetstafel in St. Lamberti zu Hildesheim) lassen ihn aus heutiger Sicht als einen Reformator vor der Reformation erscheinen. Viele seiner theoretischen Schriften können selbst angesehen werden als Inszenierungen, die so gestaltet sind, dass sie für die Lesenden zu einer konkreten Praxis werden.
Der Dialog Idiota de mente / Der Laie über den Geist entfaltet nicht allein ein philosophisches Konzept vom menschlichen Geist. Er bietet den Lesenden die Möglichkeit, dieses Konzept in der Selbstreflexion zu erfahren.
Der Traktat De visione Dei / Vom Sehen Gottes gibt konkrete Anweisung zur Umsetzung der gemeinsamen Lektüre in eine Szene, welche allen Beteiligten die Unbegreiflichkeit der Wahrheit als die Unsichtbarkeit Gottes vor Augen führt.