Marion Princk

Heilpraktikerin


Themenschwerpunkt: Familiär sexualisierte Gewalt

Sprache/n: Deutsch

Stadt: Berlin

Land: Deutschland

Themen: psychosomatik, selbstermächtigung, sexualisierte gewalt in der kindheit, traumafolgestörungen, opferschutz, aufklärung, entwicklungstrauma, erfahrungsexpertin, kptbs

Ich biete: Vortrag, Seminarleitung, Beratung, Training, Interview

  Ich bin bereit, für eine Veranstaltung zu reisen.

  Ich bin bereit, für gemeinnützige Zwecke kostenfrei zu sprechen.

Persönliche Anmerkung:

Überlebende von familiärer sexualisierter Gewalt sind Widerstandskämpfer erster Klasse, wenn sie bereits als Kind und allein gegen die eigenen Eltern / das Nahfeld ihr Überleben sichern mussten. Die Kinder von einst sind die Überlebenden von heute. Diese Betroffenen werden aus meiner Sicht zu sehr auf ihre Traumafolgen reduziert, die zum Zeitpunkt der Gewalt überlebenssichernd sind und wofür sie unglaubliche Kräfte mobilisieren müssen. Ebenso fordert die jahrelange Gewalt ihren Tribut in schweren bis tödlichen Erkrankungsbildern, die oft nicht in ihrer Ursache therapiert werden. Viele müssen außerhalb des strafrechtlichen Raumes ihr Überleben sichern, da eine Anzeige aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist - das sogenannte Dunkelfeld aus dem ich auch komme.
Das Freilegen ihrer Kraft, die ihre Selbstbestimmung eröffnet ist der Weg, um sich aus der erzwungenen Opferrolle zu befreien. Auch der gesellschaftliche Paradigmenwechsel beim Blick auf die Überlebenden ist dringend nötig.
Als Erwachsene, die unsere Gesellschaft gestalten, sollten wir diese Stimmen nicht nur anhören, sondern aus ihnen lernen. Die Betroffenenexpertise verhilft uns zur Verbesserung unseres Hilfs-, Gesundheits- und Rechtssystems und damit zu echter Prävention.

Familiäre sexualisierte Gewalt ist ein tabuisiertes Problem, findet überwiegend zwischen engen Vertrauten und ungesehen mitten unter uns statt. Damit betrifft sie uns alle, nicht zuletzt weil sich die Folgen in Beziehungen, in Freundschaften, im Beruf und im kompletten sozialen Bereich fortsetzen.
Jeder von uns kennt vermutlich wenigstens ein Opfer - und damit wahrscheinlich auch einen Täter oder eine Täterin.
Gewalt hat viele Gesichter, ist unabhängig von gesellschaftlichem Stand, Kultur, Religion oder Herkunft. Frauen werden durch die patriarchalen Strukturen und verhärteten Rollenbildern verstärkt zum Gewaltopfer.
Meine Erfahrungen aus Betroffenen- und Helfersicht ermöglicht Beratung, Aufklärung und Fortbildung in allen Bereichen, die sich in diesem Thema praxisnahe Informationen wünschen oder Präventions-, Interventions-, Hilfs- und Schutzkonzepte erarbeiten möchten.

Biografie:

Ich bin Inzestüberlebende - es endete 2006 mit dem Tod meines Vaters im Alter von 31. Bis dahin kämpfte ich in Bezug auf die vielen verdrängten Gefühle und Bewusstseinsinhalte eher blind und unbewusst. Der Tod war mir näher als das Leben. Verstecken konnte ich dies hinter einer lebenslang ausgefeilten Illusion und meiner lebensrettenden beruflichen Karriere.
Bereits als Kleinkind lernte ich: Jede Information nach außen hätte noch mehr Hölle, Gewalt und Angst bedeutet.
Nachdem der Haupttäter tot war, ließen sich die grausamen Erinnerungen nicht mehr zurückhalten. So stand ich vor der Frage, mich durch Suizid zu befreien, psychisch zu erkranken oder mein Leben das erste Mal nach eigenen Regeln aufzubauen. Der bewusste Kampf, um mein echtes Leben, meine Identität und meine Selbstbestimmung in einer bisher täterdominierten Welt begann - mit allen zuvor gedeckten Gefühlen und Erinnerungen. Ein äußerst schmerzhafter Weg, mit unglaublichen Höhen und Tiefen, weil sich das Schutzschild der Verdrängung nicht mehr aufrechterhalten ließ.
Durch die weitere Bedrohung durch die restliche, noch lebende Familie war ich gezwungen in den Opferschutz zu gehen. Zu einer Anzeige fehlte mir, wie vielen Betroffenen die Kraft, unabhängig davon war sie nicht die Lösung meiner Probleme.
Meine berufliche Karriere, meine Freunde, praktisch mein gesamtes Leben, welches ich mir trotz allem und fernab meines Doppellebens als Sexsklavin und "Ersatzfrau" meines Vaters mit aller Kraft aufgebaut hatte, war verloren und ich musste von vorn beginnen.
Heute, 18 Jahre später, verstehe ich, warum ich psychisch, körperlich und zwischenmenschlich viele, scheinbar undefinierbare Probleme hatte oder warum ich auf unerklärliche Weise immer wieder ähnliche Gewalt und sexuelle Übergriffigkeiten auch außerhalb meiner Familie erlebt habe. Anpassung und eine durch Todesangst tief angelegte Hörigkeit prägten mein Leben unter Sexualstraftätern als Eltern und Großeltern. Selbstsicherheit konnte ich nur spielen, denn tief in mir trug ich das Wissen: Nähert sich mir jemand auf ähnliche Weise, übt Druck, Gewalt oder sogar Sexualität aus, bin ich handlungsunfähig. Selbst liebevolle Gefühle lösten gefährliche, täterloyale Traumareaktionen aus, die mir als Kind, während meines Überlebenskampfes im Tatort Familie, das Leben retteten.
Dann als Erwachsene, scheinbar befreit und geschützt ging es darum, diese traumabedingten Schwachstellen, die sich vor allem unbewusst zeigten, in mir schützen und bestenfalls ausheilen zu lernen.
Wie bei vielen Überlebenden war auch mein Weg sehr individuell. Insbesondere weil meine psychisch kranke Mutter, die Opfer und Täterin zugleich war, durch das Netzwerk der Psychiatrie und des Gesundheitssystems keine nachhaltige Hilfe, sondern eher die Garantie des ewigen Opfers erfuhr. Daher konnte ich in diesen Weg kein Vertrauen setzen.
Mein Weg führte mich als geborene Einzelkämpferin in eine Ausbildung zur Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Psychosomatik. Weiterführende Fachfortbildungen zum Thema sexualisierte Gewalt, eine Dozentenausbildung, sowie Selbstverteidigungs- und Aggressionsaufbautraining machten es mir möglich nicht nur Expertin in eigener Sache zu sein, sondern eine echte Perspektive in meinem Schicksal zu finden. Ein besonderes Plus in dieser Fachschule, die ihr praxisnahes Wissen aus der Kooperation mit einem 30 Jahre bestehenden Opferschutzverein bezieht, liegt in der Selbstbetroffenheit der Dozenten und Dozentinnen. Diese betroffenenorientierte Fachexpertise schafft den nötigen Rahmen Menschen von sexualisierter Gewalt durch die eigene Familie ihre Stimme und das Vertrauen in sich selbst zurückzugeben. Hieran möchte ich anknüpfen, auch weil es nur sehr wenige Selbstbetroffene gibt, die frei reden können, nicht zuletzt weil sie weitere Gewalt oder Folgen für sich und ihr Leben fürchten müssen.
Opfer sind für mich weit mehr als Überlebende, sie sind Widerstandskämpferinnen. Dieses Empowerment, gekoppelt mit dem Wissen wie Trauma und die Prägung durch die Täter funktioniert und gelöst werden kann, gebe ich in meinem heutigen Engagement in der Beratung, der Opferschutzarbeit, aber auch als Dozentin, Autorin und Aktivistin weiter.