Themenschwerpunkt: Bild- Blick- und Körperkulturen
Twittername: @marinkima
Webseite/Blog: http://germanistik.univie.ac.at/personen/rauchenbacher-marina/
Sprache/n: Deutsch, Englisch
Stadt: Wien
Land: Österreich
Themen: literaturwissenschaft, rezeptionsanalyse, bild- blick- und körperkulturen, gender studies, bildwissenschaft, literatur und bildende kunst, feministische literatur, literaturkritik, diskursanalyse, deutschsprachige literatur des 19./20. und 21. jahrhunderts, theorie und kritik der biografieschreibung
geb. 1981; Studium der Deutschen Philologie und der Kommunikationswissenschaften; 2005 Mag.a phil. (Univ. Salzburg); 2012 Dr.in phil. (Univ. Wien); Mitarbeiterin des FWF-Projekts "Kunst im Text" und Mitherausgeberin des "Handbuchs der Kunstzitate"; 2009-2014 Univ.-Ass. am Institut für Germanistik der Universität Wien; Forschungsaufenthalte in Frankfurt a. M., Berlin und Heidelberg; seit Okt. 2014 Affiliated Scholar, Beatrice Bain Research Group, University of California, Berkeley; Rezensentin für "Literatur und Kritik" sowie für das Literaturhaus Wien; Theodor-Körner-Preis (Wiener Preis) 2012; wiss. Vortragstätigkeit und Literaturvermittlung
Vorträge / Referenzen:
Ohren, Sonnenblumen und Kornfelder: Die literarische Rezeption Vincent van Goghs wiederholt dessen Verklärung (abgeschnittenes Ohr, 'Künstlerwahnsinn') sowie Vermarktung (Sonnenblumenreproduktionen) und arbeitet sich daran ab. Der Vortrag präsentiert ein Kompendium an literarischen van Gogh-Zitaten und ordnet sie kultur- sowie diskursgeschichtlich ein.
Das Reden über Geschlechter inkludiert immer die (Re-)Produktion von Bildern – sei es durch unmittelbare Vergleiche mit Bildender Kunst, sei es durch die Schaffung eindrücklicher „sprachlicher Bilder“, sei es durch die Vorstellungskraft selbst. Geschlechter-Bilder werden seit dem 18. Jahrhundert vehement festgeschrieben und erhalten mächtige kulturelle Formungen. Die Soziologin Claudia Honegger spricht für den Zeitraum um 1800 gar von einer sich etablierenden „Ordnung der Geschlechter“.
Der Vortrag widmet sich eindrücklichen Beispielen der deutschsprachigen Literatur und spannt den Bogen von Wilhelm von Humboldts „Über die männliche und weibliche Form“ (1795) bis zu Ulrike Draesners „Mitgift“ (2002).
Die "Mona Lisa" gilt als eines der wichtigsten Kunstzitate der deutschsprachigen Literatur, die im 2011 erschienenen Handbuch der Kunstzitate dokumentiert werden.
Die Thematisierung von Inter*geschlechtlichkeit erfolgt in Draesners Roman entlang einer bestimmten Bild- und Blickkultur.
Durchwegs thematisiert wird etwa das Medium der Fotografie, das die Wahrnehmung der Figuren strukturiert. Inter*geschlechtliche Körper werden als Objekte verhandelt, ästhetisiert und mittels der ‚geschossenen Fotos‘ gebändigt und beherrscht (Sontag), wodurch eine ‚gesellschaftskonforme‘ Identität geschaffen werden soll. Darüber hinaus werden sie mittels einer Ikonografie des Hermaphroditischen und Androgynen als überragend Schönes und bedrohliches ‚Anderes‘ inszeniert.
Mein Vortrag geht von bildtheoretischen Überlegungen aus. Ziel ist vor allem die Auseinandersetzung mit Machtgefügen, die sich im Aneignen eines Objektes durch das ‚Schießen‘ eines Fotos und im Objekt-Sein als Bild-Sein nachvollziehen lassen.
Karoline von Günderrode, Literatin um 1800, wurde und wird vor allem aufgrund ihrer vielmythisierten Biografie rezipiert. In diesem Rezeptionsprozess werden wiederholt „Bilder“ aufgegriffen und fortgeschrieben. Neben den überlieferten Gemälden und Lithografien sind vor allem Bettina Brentanos / von Arnims detailreiche Beschreibungen diskursformierend. Die Imaginationen der Figur „Günderrode“ folgen dabei dem Dispositiv einer „idealen Frau“ mit „Pallasaugen blau von Farbe“.
Klings spezifische Bild-Reflexions-Verfahren manifestieren sich in den Gedichten auf mehreren Ebenen: Die Texte reflektieren über die eigenen medialen Bedingungen; thematisieren durchwegs die zugrundeliegende Betrachter_innen-Perspektive; konstruieren eine an Mündlichkeit orientierte Kunstsprache, die sich gegen einen (scheinbar) elaborierten Beschreibungsmodus stellt; diskutieren implizit stets die Frage nach einem kulturgeschichtlich diskursivierten Verhältnis von Raum und Zeit und ‚Bild‘ und Schrift – Kling operiert dabei mit dem Begriff der ‚Petersburger Hängung‘ – und dekonstruieren so das Dispositiv des gerahmten und damit inszenierten Bildes.
Der Roman "Joe Mc Vie alias Josef Thierschädl" (1988) erschien 2007 als erster Band der Werkausgabe des Droschl-Verlags und zeigt zahlreiche Themen und formale Verfahren, die für Schwabs Texte charakteristisch sind.
Schwabs Protagonist ‚lebt‘ einen schier unüberwindbaren Identitätskonflikt, der sich unter anderem darin ausdrückt, dass Mc Vie (aus Philadelphia) zahlreiche andere Namen trägt. Neben John Mc Wolf, Johann (Hansi) Wolfsberger aus Gugging an der Raab, Joe Mc Fish, Hansi Fischbauer, Seppi Wolfsbauer ist er vor allem Josef Thierschädl. Dieses Alter Ego Mc Vies ver-körpert seine brutale Seite und – als Spiegel des Politischen – auch die faschistoiden Elemente der österreichischen Gesellschaft nach 1945. Historischer Kontext ist die Waldheim-Affäre, die Ende der 1980er, 50 Jahre nach dem österreichischen ‚Anschluss‘ an Nazi-Deutschland, die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs zum Thema machte. Der Roman ist damit auch ein brisantes Zeitzeugnis. Die Rollen Mc Vies, verdeutlicht durch die Namenswechsel, stellen das historische Geschehen auch in einen internationalen Kontext und thematisieren damit die Reaktionen auf die Waldheim-Affäre. Mc Vie ist resignierter Beobachter, Thierschädl Täter.
Mein Vortrag konzentriert sich auf die Titelfigur und deren (kulturellen) Konflikt mit der eigenen Identität, die auch über das gesellschaftspolitische Umfeld definiert wird und an diesem scheitert.
Ein Nachlass ist etwas Zurückgebliebenes, etwas das die vergangene Anwesenheit und jetzige Abwesenheit einer Person bezeugt. Er verführt dazu, trotz dieser Abwesenheit Anwesenheit zu imaginieren. Somit ist ein Nachlass in Hinblick auf körperliche Evokationen durchaus machtvoll und kann in dieser Funktion - säkularisiert - mit einem Reliquiar verglichen werden. Immerhin bedeutet ‚Reliquie‘ auch „Hinterlassenschaft“.
Die Günderrode-Rezeption zeugt immer wieder von dem fundamentalen Bedürfnis, einen Frauenkörper zu imaginieren, zu beschreiben, in Bildern zu konservieren und schreibt sich damit ein eine bestimmte Bild- und Blickkultur ein. Der Günderrode-Nachlass spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Sybil Wageners Doku-Fiktion "Die Wirklichkeit tötet den Traum" reproduziert rezeptive Muster, die Günderrode u. a. als Melancholikerin, als scheiternde Schriftstellerin, als Verschmähte und Verlassene, als Fremde und Opfer entwerfen. Der Modus einer solchen 'dokumentarischen Fiktion' wird anhand der Darstellungsmodi analysiert: So ist etwa die Handlung an einem Ort gebündelt und der Figurentext erweist sich als Montage aus Briefzitaten.
Dieses Literaturfrühstück beschäftigt sich anhand zentraler literarischer Beispiele (u. a. Rilke und Handke) mit Fragen zu Intermedialität / Literatur und Bildender Kunst. Leitend sind die Themengebiete "Innenräume - Außenräume" sowie "Einblicke - Ausblicke".
Michelangelos Fresken der Sixtinischen Kapelle zählen zu den meistrezipierten Kunstwerken der deutschsprachigen Literatur. Die Auseinandersetzungen mit den Genesis-Szenen konzentrieren sich vor allem auf "Die Belebung Adams" und dabei auf die (vielvermarktete) Gestik der beiden zentralen Figuren. Conrad Ferdinand Meyers Gedicht "Die Jungfrau" jedoch legt das 'Augenmerk' auf das Wesen, das von Gott umarmt wird. Das Gedicht entwirft verschiedene Lese- und Blickmöglichkeiten, wobei sowohl die Idee der Schöpfung des Menschen durch Gott als auch die Schöpfung durch den Prozess des (männlichen) Betrachtens und Lesens thematisiert werden.