Themenschwerpunkt: Erzählforschung
Twittername: @JaninPisarek
Sprache/n: Deutsch, Englisch
Stadt: Dornburg-Camburg
Land: Deutschland
Themen: kulturwissenschaften, kulturgeschichte, erzählgemeinschaften, volksmärchen, mythen, kulturarbeit, ethnologie, kultur- & medienwissenschaft, kulturtechnik
Ich biete: Vortrag, Seminarleitung, Interview
Ich bin bereit, für eine Veranstaltung zu reisen.
Ich bin bereit, für gemeinnützige Zwecke kostenfrei zu sprechen.
Janin Pisarek studierte Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaften)/Kulturgeschichte und Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In ihrer Abschlussarbeit über die Angst vor dem Wolf widmete sie sich seiner Kulturgeschichte, dem Wolf als Narrativ, und untersuchte mit ihm verbundene Volksglaubensvorstellungen im Kontext seiner aktuellen Rückkehr. In ihren Fachbereichen ist sie vielseitig publizistisch aktiv, vor allem in der historisch-vergleichenden Erzählforschung.
Zudem ist Pisarek berufenes Ausschussmitglied und Vorstandsmitglied in diversen volkskundlichen und kulturellen Organisationen, wie der Kommission für Erzählforschung der Deutsche Gesellschaft für Volkskunde (dgv), dem Kulturrat Thüringen, dem Heimatbund Thüringen oder der Thüringische Vereinigung für Volkskunde.
Auf Arbeitspraxis in verschiedenen Museen folgte eine Stelle als Projektmanagerin für das Erzähl- und Publikationsprojekt „Handwerk erzählt – Zwischen Tradition und Zukunft“ bei Rohnstock Biografien. Derzeit arbeitet sie als Leiterin des Landesbüros "Kulturagent*innen Thüringen" im Bereich der Kulturellen Bildung bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e. V. (LKJ Thüringen).
Mit ihrer fachlichen Expertise in der Sagenforschung recherchiert, schreibt und lektoriert Pisarek für die volkskundlichen, kulturwissenschaftlichen und künstlerischen Publikations- und Ausstellungsprojekte von Forgotten Creatures.
Vorträge / Referenzen:
Jahreskongress der Europäischen Märchengesellschaft: „Werde, der Du bist! – Verwandlung in Märchen und Mythen“, Hotel Fürst Leopold Dessau, 28.09.2019
Mit dem Vollmond kommt auch der Werwolf. So ist die aus der Populärkultur resultierende Vorstellung. Weitab der Filmindustrie, in den Volkserzählungen gestaltet sich die Suche nach dem Menschen, der sich im Zusammenhang mit den Mondzyklen in einen Wolf verwandelt, jedoch schwierig. Die Transformation in einen Wolf als eine der populärsten Tierverwandlungen geschieht häufig unfreiwillig durch Geburtszeichen, Flüche, Verwünschung oder Verzauberung. Dabei muss die Gestalt des Wolfes nicht zwangsläufig aus dem Charakter eines Menschen resultieren, gleichwohl kann jedoch der Wolf in der europäischen Kulturgeschichte symbolisch und charakteristisch für einen gierigen oder grausamen Menschen stehen. Seltener vertreten sind dagegen Erzählungen von Menschen, die sich freiwillig und selbstständig in einen Wolf verwandeln. Sie benötigen für ihre Transformation (magische) Hilfsgegenstände und rituelle Handlungen. In der Vorstellung vom Werwolf zeigt sich ganz deutlich das Vermischen von biologischer Wirklichkeit, sozialer Realität, psychologischen Projektionen und kulturgeschichtlichen Tradierungen. Der Ursprung weist mythologisch-antike Herkunftsmuster auf und liegt in der oralen Tradition. Anhand dieser Überlieferungen sollen die Verwandlungstypen und das Wesen des Werwolfs dargestellt werden.
Dieser Vortrag ist auf: Deutsch10. Tagung der Kommission für Erzählforschung in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv): „Verschwörungserzählungen“, Zäziwil/Schweiz, 05.09. –08.09.2018
Erzählungen über humanoide Mischwesen ziehen sich seit Jahrhunderten global durch alle Erzählgattungen bis in die heutige Populärkultur. Dabei werden ihr Auftreten und ihre Darstellung stets aktuellen medialen Erzählformen angepasst und wurden keinesfalls immer als rein fiktiv empfunden, wie Menschenfresser oder Hundsköpfige aus Reiseberichten und Flugblättern der Frühen Neuzeit. Gerade die modernen (Massen-)Medien fördern aufgrund ihrer Aktualität und Interaktivität die Entstehung und Verbreitung von Narrativen (online storytelling), wie es auch die Figur des Slenderman gezeigt hat.
Unsere heutige Welt bringt ständig neue technische Errungenschaften hervor. Mit diesen Neuerungen in unserem Alltagsleben gehen Hoffnungen und Wünsche, aber auch Befürchtungen und Ängste einher, die ihren Ausdruck in Erzählungen, Geschichten, Mutmaßungen und Gerüchten finden. (Verschwörungs-)Theorien liefern Antworten auf Missstände und Schicksalsschläge, entwickeln und verbreiten sich rasend schnell via Social Media und profitieren vom Vertrauensverlust in die etablierten Medien. Durch Figuren wie den Mothman werden moderne Arten des „Erzählens“ und deren folkloristisches Potential deutlich. An seiner Erschaffung und Verbreitung sowie dem Umgang mit ihm lassen sich Merkmale moderner, folkloristischer Praxis aufweisen und Entwicklungen von Zeitungssage, über Gerücht bis hin zur Verschwörungstheorie verfolgen. Er ist ein Beispiel für die gesellschaftliche Relevanz folkloristischer Erzählformen im Internet, zeigt umgekehrt die Bedeutung des Internets für die Kulturtechnik Erzählen und verdeutlicht die Eigendynamik, die sich aus dem Zusammenspiel von Faszination, Misstrauen und moderner Technik entwickeln kann.