Themenschwerpunkt: Feministische Psychiatriekritik
Twittername: @feministischepsychiatriekritik
Webseite/Blog: www.feministischepsychiatriekritik.de
Sprache/n: Deutsch, Englisch
Stadt: Hessen
Land: Deutschland
Themen: widerstand, pathologisierung, verrücktsein, antipsychiatrie, psychiatrie im nationalsozialismus, wahnsinn, evangelikale, triggerwarnungen, patriarchatskritik, selbstverletzung, feministische psychiatriekritik, psychologische diagnostik, psychozeugs, rape culture, körper, psychiatrische gewalt, psychiatrie, vergewaltigung, sexualisierte gewalt, gewalt gegen frauen, feminismus, sexismus
Ich biete: Vortrag, Moderation, Seminarleitung, Interview
Ich bin bereit, für eine Veranstaltung zu reisen.
Peet Thesing, Jg. 1988, M.A. Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie. WenDo-Trainerin (Feministische Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen und Mädchen), Autorin und Dozentin. Schwerpunkte meiner Arbeit sind Feminismus, mädchen- und frauenspezifische Fragen sowie Psychiatriekritik.
Vorträge / Referenzen:
Das Thema Psychiatriekritik ist schon lange aus dem Blickfeld von Feminist*innen verschwunden. ›Helfende‹ Maßnahmen werden nicht (mehr) gesellschaftskritisch analysiert, auch psychiatrisch-medizinische Ansätze werden nicht auf ihre strukturelle Bedeutung hin befragt – Geschichte scheint es in der Psychiatrie nicht zu geben.
Dabei sind viele Fragen offen: Wie eigentlich entstehen ›psychische Krankheiten‹ in dieser Gesellschaft? Wie wird zwischen krank und gesund (nicht) unterschieden? Wird Homosexualität tatsächlich nicht mehr als Krankheit betrachtet? Womit wird psychiatrische Gewalt begründet? Welche Rolle spielen legale Drogen und Therapien? Hört die feministische Forderung »My body, my choice« bei Essstörungen und Selbstverletzungen auf?
In der vorliegenden Einführung werden psychiatrische Ansätze aus einer gesellschaftskritischen Perspektive hinterfragt. Dabei orientiert sich die Autorin am Wissen Psychiatrie-Erfahrener. Es geht um die Trennung zwischen gesund und krank, um die Entstehung von Diagnosen, um Homosexualität und Hysterie und die Macht der Gutachten. Es wird beschrieben, wie psychiatrische Gewalt funktioniert; Fesselungen und die Verabreichung von Medikamenten werden dabei ebenso analysiert wie psychische Zugriffe.
Abschließend werden Optionen vorgestellt, die Handlungsfähigkeit wieder möglich macht, wenn die Psychiatrie sich nicht als Ort des ›Helfens und Heilens‹ erweist.
Dieser Vortrag ist auf: Deutsch
„Du bist ja total hysterisch“ ist ein Ausdruck, den wir auch heute noch kennen. Hysterisch dient damit als Delegitimierung, um zu sagen: Du übertreibst. Doch als psychiatrische Diagnose spielt „Hysterie“ heute keine Rolle mehr, ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Ganz hoch im Kurs dagegen „Depressionen“ oder „Borderline“. Diagnosen sind nicht ohne ihre geschlechtliche Dimension betrachtbar.
In diesem Vortrag geht es darum, welche Konsequenzen die Pathologisierung von Verhalten und Erleben hat. Aus feministischer Perspektive reicht es nicht, den Umgang mit Diagnosen zu kritisieren, sondern das Modell selbst muss in Frage gestellt werden, um nicht das herrschende System von Geständnissen, Selbstdisziplinierung und Psychiatrie zu stützen. Feministische Politik braucht andere Anerkennungsstrategien von Krisen, muss das Konzept des „Abnormen“ in Frage stellen und sollte Klassifikationssystemen nicht nur skeptischsondern ablehnend gegenüberstehen.
Triggerwarnungen haben sich ebenso etabliert wie Awareness-Strukturen.
Was bedeutet diese Entwicklung? Für wen sind diese Strukturen und Ansätze (tatsächlich) gedacht?
In feministischen Räumen werden zunehmend Methoden der Psychologie übernommen. Individuelle Emotionen stehen im Vordergrund – ohne dass diese in die Prozesse eingebunden werden, in denen sie her(r)gestellt werden. Verhalten und Empfinden werden selbst in feministischen Räumen pathologisiert (für krank erklärt) und das Sprechen über (sexualisierte) Gewalt auf Psychotherapien ausgelagert.
Welche Emotionen sind erlaubt? Welches Bild von Frauen wird in diesen Entwicklungen reproduziert? Welche Umgänge mit Gewalterfahrungen sind gestattet?
Es geht im Vortrag um eine Kritik daran, Frauen für krank und zerbrechlich zu erklären und wie dies in feministischen und linken Räumen häufig reproduziert statt hinterfragt wird.
Es wird einen längeren Input geben, in Diskussionen wird es aber auch Raum geben, sich zu streiten und sich gemeinsam kritisch mit der
Thematik auseinanderzusetzen.
//Gehalten 1014 in Göttingen auf dem Antifee,
beim Queerfeministischen Sommercamp,
in Marburg im Havanna 8 (Dort entstand die Radioaufnahme)//
Wenn es um reproduktive Rechte geht gilt die Forderung: „My Body, My Choice!“. Doch wenn sich mit scharfen Klingen in die Haut geschnitten wird, freiwillig gehungert oder mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen wird, gilt das nicht mehr. Denn das gilt in der Gesellschaft als Teil psychischer Störungen, als destruktiv. Wenn auf Körpern zu viel sichtbar wird, greifen die psychiatrischen Sanktionen in hoher Geschwindigkeit. Was hat das mit Körperpolitiken zu tun?
Zwischen Relativierung („Nur eine pubertäre Phase“) und Dramatisierungen („Suizidversuch“) bewegen sich die Außenansichten. Selbstverletzung wird in der geschlechtlichen Dimension zumeist nur als „nach innen gerichtete Aggression von Frauen und Mädchen“ verhandelt. Widerständigkeit und Aneignung des eigenen Körpers werden wenn überhaupt als „dysfunktional“ gewertet. Doch was kann es jenseits dessen heißen, den eigenen Körper zu verletzten? Was kann das widerständige Potential darin sein, die Antastbarkeit des Körpers nach außen zu tragen?
In dem Vortrag geht es um eine feministische Annäherung an das Thema Selbstverletzung, jenseits von Idealisierung und psychiatrischer Verdammung.